heterotopia #4: AYLIN LECLAIRE. ÜBER DAS UNTRENNBARE ZWISCHEN KUNST UND LEBEN.

“Diese Macht, sich einen Ort selbst zu bauen, ist fast wie zaubern können” 

 
TEASER:

 

 

Aylin ist Künstlerin und Musikerin. Sie studierte freie Kunst an der Kunstakademie
in Düsseldorf. Ihre Werke sind größtenteils immersive Rauminstallationen, welche begehbar sind und die Zuschauer*innen in eine andere Welt eintauchen lassen.
2019 entwirft Aylin mit der Oper „Akademia“ ein immenses Projekt, bei dem ingesamt hundert Künstler*innen involviert sind. Auf dem Gelände des Malkasten Park in Düsseldorf entsteht eine experimentelle Oper, welche die Zuschauer*innen selbst Teil des Geschehens werden lässt und und Fragen aufwirft: Wie frei ist Kunst heute wirklich, in einer Welt des Kunstmarktes und des Patriarchats? In einer Welt in der Künstler*innen oft gefallen müssen, um überleben zu können. Aylins Kunst ist provokativ und regt zum Nachdenken, zum Umdenken an. Musik und Sound machen einen großen Teil ihrer Arbeit aus.

Ich treffe Aylin in ihrem Wohnatelier in Düsseldorf. Bücherregale erstrecken sich über 5 meter hohe Wände, auf der Toilette steht ein Aquarium, ein Chihuahua namens Casanova begrüßt mich aufgeregt. Gegenüber der Eingangstür hängt eine riesige Vulva aus Stoff. Daneben ein paar Synthesizer, ein Mikro, eine Loopstation. Eine Figur mit Kartoffelkopf, Schweinsnase und lilanen Augen starrt mich an. Aylin stellt Wein und Eiskaffee auf den großen Tisch in der Mitte des Ateliers.

In „Heterotopia“ spreche ich mit Aylin über ihre Kindheit, in der multikulturelle Veranstaltungen ihr Weltbild prägten, grenzenlose Kreativität vorherrschte und es keinen Taburaum gab. Eine Kindheit, in der sie bereits begann, eigene Orte und Räume zu bauen, in denen sie sich wohl fühlte und ihrem deprimierenden Schulalltag entfliehen konnte. Wir sprechen über ihre klare Entscheidung, Kunst zu machen und nichts anderes. Über ihr Selbstvertrauen, diesen Weg mit all seinen Hindernissen zu gehen. Aylin erzählt wie sie arbeitet, warum es in ihrer Welt keine Trennung zwischen Kunst und Leben gibt und warum sie das Künstlerdasein schlicht als eine Lebensweise bezeichnet, für die man sich entschieden hat oder auch nicht. Wir sprechen über Freiheit, über Kunst als institutionellen Raum und über die systemrelevante Bedeutung von Kunst.

 
 
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